Wie nachhaltig muss Nachhaltigkeit sein? - EU Taxonomie

von Yannic Metsch

Die EU-Taxonomie Verordnung legt einen Rahmen fest, um nachhaltiges Wirtschaften in der EU zu klassifizieren. Bisher war „nachhaltig“ nicht definiert und es war unklar, wer sich so nennen darf.
Mit der Taxonomie soll für Investoren klar sein, in welche Unternehmen es sich zu investieren lohnt. An sich eine sinnvolle Idee, leider hapert es an der Umsetzung, denn auch Gas- und Atomkraft soll jetzt als nachhaltig gelten.

Um Geld anlegen zu können, braucht man Geld, über das man frei verfügen kann. Also betrifft diese EU-Taxonomie wieder Menschen mit Vermögenshintergrund. Diese Menschen müssen jetzt genauer hinsehen, wenn Sie Bio-Aktien einkaufen. Die EU-Taxonomie sollte dazu dienen, es privaten Anlegern zu ermöglichen, nachhaltig ihr Geld zu investieren.

Ich werde jetzt nicht in Diskussionen gehen, warum Erdgas und Atomkraft nicht nachhaltig sind. Wenn das zur Debatte stünde, wären wir nie im 21. Jahrhundert angekommen und der Zinseszins hätte nie das Licht der Bänkerlampen erblickt.

Schauen wir kurz mal auf die Jahreszahlen: Das hier habe ich von der offiziellen Seite des Europäischen Parlaments: „Das neue EU-Klimagesetz erhöht das Emissionsreduktionsziel bis 2030 von 40 % auf mindestens 55 %. Der Abbau von bereits emittierten Treibhausgasen kann dazu beitragen, auf 57 % zu kommen.“

Was hier nicht ins Bild passt: Bis 2045 sollen neue Atomkraftwerke als nachhaltig klassifiziert werden. Ohne eine Lösung für die Endlagerung von radioaktivem Abfall.
Aber wie kommt die EU darauf, etwas für jeden offensichtlich kurz gedachte Dinge wie Gas und Atomkraft als nachhaltig zu deklarieren?

Dafür lohnt sich ein Blick auf das Zustandekommen der Kriterien: Diese sind diesmal nämlich nicht von einem Expertengremium wie „Sustainable Finance“ erarbeitet worden, sondern von einem französischen Europa-Abgeordneten namens Pascal Canfin!

Leider sind das EU-Parlament und ich bezüglich dieser Taxonomie nicht ganz einer Meinung, denn am 07.07 haben sie den Vorschlag trotz vorangehender massiver Proteste aus der Klimabewegung angenommen. Jetzt muss sich die Bundesregierung der Klage anderer Länder anschließen und gemeinsam gegen die Taxonomie klagen!

Ich präsentiere Ihnen die EU: „[…]protect private investors from greenwashing.“
Noch nicht widersprüchlich genug? „ …help shift investments where they are most needed.“ Ich frage euch: Braucht die Gas- und Atomkraftlobby einen Cent unseres Geldes mehr? Ich sage mal so salopp NEIN!

Aus Krisen kommt man nicht, wenn man in alte Muster zurückfällt. Alle beschweren sich über Windräder in ihrem Vorgarten? Atommüll nehmen sie sicherlich gerne.

Aber was ist diese Taxonomie und was hat sie vor?

Wer ist eigentlich für mehr Atomkraftwerke und bereit, den radioaktiven Schutt wegzuschippen? Wenn mal so ein Meiler die Biege macht – Super-GAU. Da wird es dann ruhig auf der Vollversammlung der Kernkraftwerksvertretertreffen von 2022. Oder kennen Sie eine Versicherung, die sie versichert, wenn sie ihr Haus nicht mehr bewohnen können, weil die Kraftwerkarbeiter ein paar Fehler zu viel gemacht haben?

Ich habe mehr Fragen als Antworten, aber es geht ja schließlich um die EU…

(Quelle: https://ec.europa.eu/info/business-economy-euro/banking-and-finance/sustainable-finance/eu-taxonomy-sustainable-activities_en)

vorheriger Blog-Artikel
Wie geht´s dem Wald in Rheinland-Pfalz?
nächster Blog-Artikel
Wind fürs Klima